„Mein Mann ist jetzt ein Baum“ wirbt ein Bestattungsunternehmen, das Beisetzungen im Garten der Hinterbliebenen anbietet.
„Endlich ist er für etwas gut“ möchte man hinzufügen.
Verständnis
Eine mir bekannte Mutter, unverschuldet in Not geraten, schämt sich, Hilfe vom Staat zu erbitten. Man redet ihr zu, sie windet sich, tut’s schließlich dennoch, fühlt sich erniedrigt.
Die Bearbeitung des Antrages dauert. Dies wird gefordert, jenes muss beigebracht werden. Der Sachbearbeiter, mit Schnurrhaaren und Speckbacken, vielleicht auch eine „sie“, die bloß aussieht wie ein Mann, wer weiß das heutzutage?, faulenzt verbeamtet sechs Stunden am Tag.
Die Bekannte schuftet das Doppelte, für die Miete reicht es trotzdem nicht. Es droht die Brücke, wahlweise einmal von oben oder dauerhaft drunter, dem 13-jährigen Kind das Heim.
Ein Mitleidiger leiht ihr Geld. Für einen Monat, dann für zwei, denn das Amt tut nichts. Er überweist es, schreibt „für die Miete“ darunter, alles soll seine Ordnung haben. Jetzt reagiert das Amt ganz schnell. Es lehnt den Antrag ab. Begründung: jemand sorgt ja für die Frau.
Vor dem Wohnungsamt, im Grünenviertel der heruntergekommenen Metropole, tanzen dicke Araberinnen, oder etwas, das so aussieht. Sie haben die Schleier gelüftet, man kann ihre Schnurrhaare beben und ihre Speckbacken freudvoll glühen sehen, sie wedeln mit Bündeln aus Euronoten, stoßen schrille Schreie aus, drehen sich im Kreise, wippen mit den fetten Hüften, lassen sich filmen dabei von ihrem Eunuchen oder etwas, das so aussieht.
Und man versteht, weshalb die Waffengesetze so streng sind in diesem Land.
Mittwochsmarkt in Keszthely
Wenn man an einem kühlen Oktobermittwochmorgen gezwungen wird, das zerwühlte Liebesnest in der seenahen Villa in Keszthely zu verlassen, weil der Nescafé verbraucht ist, sollte man versuchen, das Beste daraus zu machen. Das bedeutet nicht, statt des Kaffees um diese Uhrzeit schon ein „Soproni“ am nahen Strandkiosk zu trinken (obgleich das natürlich jedermann freigestellt ist), sondern den Markt unterhalb des Rathausplatzes zu besuchen und nach jenem Stand Ausschau zu halten, der – ja, so etwas gibt es – Apfel-Walnuss-Blätterteig-Kuchen verkauft, für kleines Geld und ungeheuren Genuss.
Das Zeug kommt in fetten, quadratischen Stücken und sieht aus, als würde nicht mal der Hund es mögen. Dann aber – und die Konsistenz des saftigen Teiges, der gewichtig in der Hand liegt, bringt einen bereits auf unkeusche Gedanken – zerfliesst die Füllung nach dem ersten Biss, der eigentlich nur ein Schließen der Lippen mit Kuchen dazwischen ist, im Munde wie ein pubertärer Zungenkuss; diese wie brünstig tropfende, süße Matsche aus zu Tode gekochten Äpfeln, aus Nüssen, die im Obstsaft in nussferne Konsistenz geschmort wurden, mit Gewürzen, die Zimt und Vanille wie den Eischnee von gestern erscheinen lassen, unterstützt von einer ordentlichen Portion Schnaps, lässt den Unvorbereiteten beim eigentlich nicht erforderlichen Kauen in einer Weise seufzen, dass sich empfiehlt, den Genussgipfel etwas abseits stattfinden zu lassen, nicht dort, wo die Kinder spielen, sondern etwa dort drüben auf der Bank unter der Birke, wo bereits ein anderes Pärchen den Eindruck größten Behagens erweckt, indem es sich eins von den Teilen teilt.
Anschließend kann man dann zurück zum Markt gehen, sich noch ein paar ganz normale Dinge kaufen oder sich fragen, was nach einem solchen Auftakt mit dem Rest des Tages eigentlich noch geschehen soll?
De gustibus non est disputandum, car les vôtres sont dégoûtants.
Wer meint, über Geschmack lasse sich nicht streiten, hat keinen. Nur wo nichts zu verteidigen und nichts zu gewinnen ist, gibt es keinen Streit. Und jene, die am lautesten behaupten, die Geschmäcker seien verschieden, haben alle denselben: gar keinen.